Ältestes Kreuzfahrtschiff der Welt: Das Ende der glanzvollen „Astoria“

Sie war Zeugin großer Momente der Seefahrtsgeschichte, Schauplatz dramatischer Ereignisse und für viele ein Ort unvergesslicher Reisen: die „Astoria“. Seit ihrer ersten Fahrt in den 1940er Jahren blickt das älteste Kreuzfahrtschiff der Welt auf eine bewegte Geschichte zurück: Es hat in mehr als 50 Ländern der Welt angelegt und dabei eine Strecke zurückgelegt, die fast 70 Erdumrundungen entspricht. Nun steht das Urgestein am Ende seiner langen Reise.

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Gebaut wurde das Schiff von der schwedischen Schiffswerft Götaverken. 1948 ging die „Stockholm“, wie das Schiff damals hieß, auf Jungfernfahrt von Göteborg nach New York. Mit einem gegen Eis verstärkten Bug wurde sie danach regelmäßig für transatlantische Kreuzfahrten zwischen Schweden und den USA eingesetzt.
Der wahrscheinlich berühmteste Tag in der langen und ereignisreichen Geschichte der „Stockholm“ war der folgenschwere 25. Juli 1956. Nachdem das Kreuzfahrtschiff aus dem Hafen von New York ausgelaufen war, kollidierte es gegen Mitternacht im Nebel mit dem deutlich größeren italienischen Passagierschiff „Andrea Doria“.

Während an der „Stockholm“ nur der Bug beschädigt wurde, sank die „Andrea Doria“. Das berühmte Schiffsunglück kostete insgesamt 51 Menschen das Leben. Der deutsche Sänger Udo Lindenberg veröffentlichte 1973 sogar ein Lied, das von der „Andrea Doria“ und teilweise von dem Unglück handelt.
Auch danach ging es für das Schiff ereignisreich weiter, denn es war auch für die DDR im Einsatz. Die Reederei Swedish American Line verkaufte es 1960 an die Deutsche Seereederei, die Staatsreederei der DDR. Zu diesem Zeitpunkt änderte sich der Name des Schiffes zum ersten Mal, statt „Stockholm“ hieß es fortan „Völkerfreundschaft“.
Bis 1985 war es unter der Flagge der Deutschen Demokratischen Republik unterwegs und diente als Kreuzfahrtschiff für von der DDR-Regierung genehmigte Urlaubsreisen. Auf einer dieser Reisen durchbrach die „Völkerfreundschaft“ während der Kuba-Krise im Oktober 1962 die amerikanische Blockadelinie rund um Kuba und brachte die Urlauberinnen und Urlauber unversehrt auf die Insel.
Die DDR verkaufte das Schiff an das panamaische Unternehmen Neptunus Rex Enterprise, seit diesem Zeitpunkt war seine Geschichte von häufigen Namens- und Besitzerwechseln gekennzeichnet.
Das waren danach die unterschiedlichen Namen des Passagierkreuzers:
- Volker (1985–1986)
- Fridtjof Nansen (1986–1989)
- Surriento (1989–1992)
- Italia I (1993)
- Italia Prima (1993–2000)
- Valtur Prima (2000–2003)
- Caribe (2003–2005)
- Athena (2005–2012)
- Azores (2013–2016)
- Astoria (seit 2016)
Seit 2015 gehörte das Schiff zur britischen Reederei Cruise & Maritime Voyages, die das Kreuzfahrtschiff in Nordeuropa und im Mittelmeer einsetzte – 2016 wurde es dann in „Astoria“ umbenannt. In dieser Zeit machte das Schiff Schlagzeilen als Drehort der Casting-Show „Germany’s Next Topmodel“.
Als Cruise & Maritime Voyages aufgrund des Einbruchs des Kreuzfahrt-Tourismus infolge der Corona-Pandemie im Sommer 2020 Insolvenz anmeldete, war auch dieses Kapitel in der langen Geschichte des Schiffes beendet.
Im Jahr 2021 kaufte eine amerikanische Reederei die Astoria, mit dem Plan, sie auf der Strecke zwischen Lissabon und dem Hafen Funchal auf Madeira einzusetzen. Doch schon Anfang 2022 stand das Schiff erneut zum Verkauf.
Nur wenige Wochen nach dieser Bekanntmachung riss sich die „Astoria“ während eines Sturms von ihrem Liegeplatz im Hafen los prallte mit dem Heck gegen ein Containerschiff. Der Schaden war groß.
Nach langen Debatten darüber, was mir dem stark reperaturbedürftigen Schiff passieren sollte, ist im Sommer 2025 die Entscheidung gefallen: Im Juni wurde das Schiff mehreren Medien zufolge für 200.000 Euro an die belgische Recyclingfirma Galloo versteigert.

Am 3. Juli 2025 trat sie schließlich ihre letzte Reise an: Die „Astoria” wurde von zwei Schleppern nach Gent transportiert, wie „Ship Spotting“ berichtet. Im August hat die Verschrottung begonnen: Etwa 12.000 Tonnen Eisen, andere Metalle, Holz, Glas und Kunststoffe warten auf die Spezialisten. Ein Großteil davon soll wiederverwendet werden.
Ein 3D-Modell des traditionsreichen Kreuzfahrtschiffs kann heute im Virtuellen Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern besichtigt werden.
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rnd